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"Gothic"

Ich bin der Ansicht, dass es falsch ist, Leute in einzelne Kasten einzuteilen. Ich bin auch der Meinung, dass es deshalb gar keinen "Goth" gibt oder geben kann. Der Begriff wird eigentlich so gut wie immer misverstanden und von "Außenstehenden" einfach nur als Ausdruck von Pseudo-Bosheit gesehen. "Uh, schwarz!", "Uh, Satan!" wird einem hinterhergeworfen. Unsere Gesellschaft lebt mit Klischées und diese erschweren jegliche Kommunikation mit anderen. Drum will ich hier etwas über "Gothic" schreiben, so wie ich es sehe. Dabei kann ich leider nicht die Einkastung in "Goth" wegfallen lassen, da Klischées einen Vorteil immerhin haben: Sie umschreiben etwas auf naivste Weise, sodass jeder mit "Guck mal, der Assi da drüben." weiss, dass der mit der Bomberjacke und den Lackschuhen und der Mütze und dem schrägen Gesicht und... gemeint ist, auch wenn der Gemeinte vielleicht ganz anders einzuschätzen wäre, wenn man ihn kennt.
"Religionsunterricht in der Berufsschule: 1. Lehrjahr Köche. Eine Schülerin betritt den Klassenraum. Erstaunte Blicke und Getuschel begleiten ihren Weg zur letzten Bank. Alles in schwarz: die Kleidung, Haare, Lippen, Fingernägel und Augenlider. Lediglich das Gesicht ist weiß geschminkt. Ein langer schwarzer Umhang vervollständigt das auffällige Outfit. Wochenlang erlebe ich sie ruhig auf ihrem Platz sitzend und scheinbar völlig abwesend vor sich hinblickend. Eines Tages - wir sprechen über das Lebensgefühl junger Menschen - wird sie von einem Mitschüler angesprochen. Warum sie denn so rumlaufe und ob sie unbedingt auffallen wolle. Sie überlegt eine Weile und antwortet kurz und bündig: »Ich trage nach außen, wie ich mich in meiner Seele fühle.« Es entsteht eine heftige Diskussion, doch die »schwarze Schülerin« schweigt." schreibt Arthur Tomes.
Mit solchen Aussernandersetzungen und Abgrenzungen muss "er"/"sie" Leben. Von Klischées und Einkastungen verfolgt lebt "er"/"sie", doch "er"/"sie" kämpft sich durch und steht zu seiner/ihrer Lebensphilosophie, zumindest sollte "er"/"sie" es.
Der "Gruftie" grenzt sich von der normalen Welt, den traditionell feststehenden Werten und Normen ab. Vielleicht fühlt er sich als Tabubrecher, der in einer Gesellschaft der »ewigen Jugend«, des »Immer-gut-drauf­Seins« und des oberflächigen Denkens die Schattenseiten des Seins (z.B. den Tod) ins Leben bringt und tiefgründig das Leben lebt.. Nach Außen hin wird man ein Goth, wenn man schwarz angezogen ist, wohlmöglich noch geschminkt ist und irgendetwas Ausgefallenes an sich hat. Mehr braucht man dazu nicht. Doch was hat es mit Gothic zu tun, zumal der Begriff selbst gar nicht richtig erklärt werden kann, wenn man sich schwarz anzieht? Leute, die einen ernsthaften Grund haben sich schwarz anzuziehen, werden sich auf ihre inneren Gefühle beziehen oder auf ihren Geschmack. Andere tun es sicherlich auch aus Gruppenzwang, Coolheit, Mode...
Natürlich kann es eine Flucht sein, doch was spricht gegen die Melancholie? Eine dunkle romantische Welt, eine Welt der Fantasie, der Trauer, der Liebe und doch der Realität. Träumen ist etwas wunderschönes und nicht mit dem Verdrängen zu vergleichen. Die Mainstream-Musik, in welche Gothic als Musikrichting immer mehr reinrutscht ist eine flasche Welt, ein pseudoglückliche Welt ohne Schmerz. Wenn zum Gedenken an den 11. September irgendwelche halbnackten Tussies "ästethisch" halbnackt im Wasser rumtanzen, und dazu der Computer einen Text singt, die Tussies dann dafür mehr Geld kriegen, als alle Opfer von ihren Krankenkassen, ist das vollkommen unakzeptabel! Gothic kann man mit Freude und Akzeptanz innerhalb der Szene leben, auch wenn es oft mit großer Einsamkeit zusammenhängt, die aber jeder mal erfahren muss und lieber habe ich keine Freunde, als falsche, die mich nicht so akzeptieren, wie ich bin. "Subkulturen" legen Wert auf die Außendarstellung, die Inszenierung einer Lebensphilosophie und Styling (was in unserer Gesellschaft immer Klischée-haft aussieht ("Das ist 100% ein Rapper!" wobei vielen Szenen mehr Vorurteile zugeschrieben sind, als den "Rappern".)), was nicht falsch sein muss, aber kann! Gothic ist keine Religion und kein Kult, wie MAN denkt! Gothic ist eine vielfältige, bunte Subkultur des Induviduums und das bedeutet Freiheit, die man nicht haben könnte, wenn man nicht so wäre, wie man es will.
Dadurch, dass Gothic immer mehr ins Rampenlicht gerät, verliehrt es an Individualität. Klischées verschwinden vielleicht, aber ich lebe lieber mit Klischées, als als ein aus dem Mainstream kopierter Körper, der von außen geistlos, stumpfsinnig und leer aussieht, wie die 4 Milloionen Jenniver Lopezs, Brad Pits oder Christinas auf der Welt. Vollkommen gleiche Menschen gibt es nicht! Doch von Außen zeigt sich die "Pop-Kultur" der "Shopping girls and boys" (an der Stelle möchte ich auf den ganz tollen Laden "No boys" in Karlsruhe verweisen, der höchstwahrscheinlich immer das zu verkaufen hat, was vor 2 Wochen irgendwer auf Viva oder Mtv in den Top 5 anhatte.) so. Da fällt mir eine weitere Irrationalität und Falschheit ein: Je weniger an dem Kleidungsstück dran ist, was verkauft wird, umso teurer ist es. Massenweise Kleidungstücke gekauft und gekauft, weil alle zwei Wochen ein neuer Trend kommt und dem muss man nachgehen, sonst ist man nicht cool. Das stolz erwobene Stück verstaubt nach dem 3. Mal Tragen im Prinz/essinen-Kleiderschrank. Durch die Vorgabe der Charts, was "in" ist, verschwindet die Induvidualität der Musik und der leider so oft eicht beeinflussbaren Jugend. Man sollte es schätzen, dass wir Jugendlichen uns nicht wegen Beruf und Ansehen wie die "erwachsenen" Anzug-Krawatte-Büro-Frauen/Männer anziehen müssen!
Gothic als Musikzweig, welcher sogar schon so viellfältig ist, dass es den Überbegriff garnicht mehr gibt: gitarrenorientierter Gothic­Rock (z.B.: The 69 Eyes), elektronisch geprägtes Dark Wave (z.B.: Das Ich), härterer Gothic-Rock dann Gothic Metal (z.B.: Theatre of Tragedy (wobei diese schon eher in Melodic-Metal einzuteilen wären)), mit Synthezisern gebasteltes EBM (Electric Body Music (z.B.: Depeche Moden)), einem Arbeitsrythmus ähnelndes Industrial und mittelalterliche Musik (z.B.: Corvus Corax), das sich schon wieder in den Vorreiter Minnesang und die Nachzügler Mittelalterrock oder Mittelalter Metal und viele mehr unterteilen lässt. Weiter eght es mit Abschartungen wie New Romantic, Neofolk und Neoklassik... Gothic hat sich eng mit dem Metal vermischt, neue musikalische Möglichkeiten kommen immer. Dadurch steigt die Vielfallt der Musik, egal welcher, imens. Anfang der 80er begann die Musikrichtung mit The Cure, Bauhaus, Siouxie and the Banshees oder den wohl fast jedem bekannten Sisters of Mercey. Man wollte sich von der konventionellen, tanzfreudigen und bunten Discomusik der 70er Jahre abgrenzen und entwickelte so eine sich gegenbewegende Subkultur. Gothic hat viele Arme, die in alle möglichen Musikrichtungen greifen. In den 90er Jahren blieb die Musik teilweise eher stumm doch begann sie sich als Undergroundmusik zu entwickeln und wieder mehr zu blühen. Leider auch durch die Kommerzialisierung. Begonnen hat der "GothicPop-Trend" mit HIM, einer finnischen Band, die Weltweit große Erfolge hat. Gruppen wie In Extremo oder Within Temptation wären vor jetzt drei Jahren niemals im Fernsehn gelaufen.
Gothic wird zwar noch nicht in den Fernsehmedien von seinen Klischées befreit, aber zumindest in den schriftlichen teilweise: "Gothic!" und "Gothic II" von Schwarzkopf-Schwarzkopf stellt eine Vielzahl von Stilen in der Gothic­Bewegung, die in Kleidung, Musik, Kunst, Literatur und Film ausgedrückt werden, dar. Insagesammt kann man Schwarzkopf-Schwarzkopf jedem, der etwas über Subkulturen erfahren will, sehr empfehlen. Außerdem werden interessante Festvals veranstaltet, auf denen nicht nur "Goths" willkommen sind. Scharen von Leuten erscheinen dort. Die Vielfallt, die man wohl als "Trend" bezeichnet (wobei der Ursprung der Szene eher in der Eigenartigkeit, im Verschieden-Sein, im Etwas (Anderes) zu sein, liegt und nicht im "ctrl-c ctrl-v"), weil man nur das Schwarze an der Szene sieht und sich für nichts anderes daran interressiert und mit einem Klischée lebt. Das jährlichen Wave-Gothic-Treffen in Leipzig (auch genannt: »Woodstock der Düster-Szene«) ist Deutschlands und Europas absolutes Gothic-Highlight. An die 20000 "Anhänger" werden pro Jahr erwartet. Das M'era Luna Festival in Hildesheim ist auch eines der größten und präsentiert viele gute Bands. In Richtung Metal wäre natürlich das Wacken Open Air zu nennen.
Esoterische und mystische Hintergründe, z.B. Vampire, Dämonen, das Necronimicon und andere, sind daraus entstanden, dass der Einzelne sich abheben wollte, anders sein wollte, Neues in den Interressenspiegel hereinbringen wollte und will. Dieses Anders-Sein wurde aber leider oft durch die Komerzialisierung zerstört, was nicht unbeding heisst, dass jede "nicht-underground" Gothic-Band komerziell und weniger gut ist. Zum Beispiel haben Gruppen wie Wolfsheim, Deine Lakaien und Goethes Erben (alles mehr als nur einfälltige Komerz-Bands) sogar den Sprung in die Verkaufscharts geschafft. Die warscheinlich bekannteste und erfolgreichste Gothic-Band im deutschsprachigen Raum ist wohl Lacrimosa von Tilo Wollf und Anne Nurmi. Spezielle Feste für den mittelalterlichen Lebensstil sind auch sehr interresant. Dort werden die verschiedenen Berufe gezeigt und man wird in ein Theater, das der Realität näher ist, als vieles andere, eingeladen. Auf dem Peter-und-Paul Fest in Bretten wird angeboten, in den einzelnen Lagern zu übernachtet, wenn man sich mittelalterlich kleidet.
Uns Jugendliche in die Kaste "Spaß-Generation" zu stellen ist falsch! Wie wir uns kleiden, was für Musik wir hören und wie wir uns verhalten muss nicht nur Provokation, sondern kann auch ein Hinweis und Ausdruck unserer inneren Einstellung sein, auf die Erwachsene achten sollten. Auseinandersetzungen mit der »schwarzen Szene« oder überhaupt mit irgendeiner Szene (Kleidung, Musik, Kunst, Literatur, aber vorallem Lebensphilosophie) könnten bei Vielem helfen. Leute könnten verstehen lernen Toleranz zu zeigen. Außerdem darf man nicht die Seiten des Lebens, die einem nicht gefallen, ausblenden.
Schwermut und Weltenschmerz sollten genauso zur Schau gestelt werden, wie die Schönheit des Lebens. Man darf auch mal poppig sein, aber eben nicht nur. "Grufties" sind keine Satanisten. Solche Klischee-Bilder sind nur Ergebnis medialer Sensationsgier. Die Bravo schreibt über die Szene, wie über Britney "Kotzbrocken" Spears und versucht sie dementsprechend zu komerzialliersieren, um damit Geld zu verdienen. Gothic ist keine Pop-Kultur. Was währe denn schon eine Subkultur ohne Individualismus?
Ich will damit auf keinen Fall beklagen, dass man, wenn man nicht schwarz angezogen ist, keinen Wert auf Auslebung des Inneren legt. Genauso will ich Niemanden dazu zwingen einen Wert darauf zu legen, jedoch macht die Eigenheit eine Person schon auf den ersten Blick interressanter und nicht erst auf zehnten oder zwölften...

|kain|

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